Samstag, 26. Oktober 2013

Mein Urlaub in Jaipur - Agra

Nach einiger Zeit melde ich mich auch mal wieder. In der Zwischenzeit waren wir drei Freiwilligen für eine Woche in Jaipur.
Für alle, die sich fragen, wo Jaipur liegt, kommt hier eine kleine Beschreibung: Jaipur liegt im Westen Indiens und grenzt somit an Pakistan. Die Stadt ist Hauptstadt Rajasthans, wo einst die Radjputen Zuhause waren. Regiert wurden sie, auch noch zur Zet der Briten, von den Maharadschas. Erst Premierministerin Indira Gandhi entzog den Maharadschas die Macht und einen Großteil des Vermögens.
Allerdings ist der auch heute noch der Maharadscha von Jaipur im City Palace zuhause (auch ein wenig Geld scheint er noch zu haben).
Die Landschaft reicht von eher grün im Osten bis trocken im Westen, wo auch die Wüste Tar liegt.

Zurück zu unserem Urlaub.
An erster Stelle stand natürlich die Planung. Allein die war schon ziemlich stressig, weil alle andere Ideen hatten und nicht, auf eventuell auch andere interessante Dinge, eingehen wollten. Naja, letztendlich haben die Mädchen ja doch einen guten Plan aufgestellt. Dann ging es für mich ja erst einmal nach Chandigarh, während die anderen zu einer Hochzeit gegangen sind und die Bus- & Zugtickets, sowie das Hotel für die 1. Nacht in Jaipur gebucht haben. Ich war zwar nicht ganz einverstanden mit dem Hotel, aber gebucht ist gebucht und somit ging es da auch hin (Für eine Nacht war es letztendlich auch okay). Dann ging es auch endlich los.
1. Station: Agra.
Abends mussten wir erst einmal mit dem Taxi zum ISBT nach Dehradun, von wo aus der Sleeper Bus nach Agra aufbrach. Mit der Vorfreude auf ein Bett im Bus stieg auch konnte der Urlaub so richtig losgehen. Tja, wir hatten nur Sitze. Ein Sitz im Sleeper Bus, ne also das habe ich mir anders vorgestellt. Ich saß auf der linken Seite in einer 1-Sitz-Reihe. Die Mädchen saßen rechts nebeneinander.
Dann holte ich mein Travel Pillow (Kopfkissen) heraus und versuchte ein bisschen zu schlafen. Wie sagt man so schön? Pustekuchen. Hier eine kleine Liste der Gegebenheiten, warum es kaum möglich ist, im Bus zu schlafen:
1. Der Straßenverkehr. Hupende Autos und Lkws sind das eine. Dazu kommt noch, dass mal links, mal rechts überholt wird, sodass der Bus des öfteren Vollbremsungen hinlegen musste.

2. Die Straßenqualität. Während der Fahrt stellt man sich doch oft die Frage, ob man sich noch auf einer Straße befindet, oder das Navi des Busfahrers den Bus auf einen Feldweg gelotst hat. Schnell wird diese Frage wieder verworfen, weil der Busfahrer gar kein Navi hatte. Allerdings waren die Straßen teilweise echt katastrophal.

3. Die Mitfahrer. "Was, es gibt noch andere Menschen im Bus?" Diese Antwort würde man wahrscheinlich bekommen, wenn man einen Inder darauf ansprechen würde, dass er doch bitte etwas leiser telefoniere, da es noch andere Leute im Bus gibt, die gerne schlafen würden. Zum Glück wurde der Mann auch irgendwann müde. Dann hört man nur noch das gelegentliche Rülpsen.
Ein Traum.

Dann bricht auch schon der Morgen an und wir erreichen Agra. Hier erneut einige Infos zu Agra:

Agra, der ehemalige Wohnsitz des Mogulherrschers Shah Jahan, liegt südlich von Delhi. Die größten Sehenswürdigkeiten sind das Taj Mahal und das Agra Fort.

Also auf zum Taj Mahal, eines der neuen Weltwunder. Das Taj Mahal liegt direkt am Fluss Yamuna im Osten Agras. Der oben genannte Mogulherrscher Shah Jahan ließ das Taj Mahal bauen. Jeder fragt sich jetzt natürlich warum. Tja, da gibt es zwei Geschichten. Laut dem Reiseführer starb seine Lieblingsfrau (er war Muslim und hatte mehrere) Mumtaz Mahal bei der Geburt ihres 14. Kindes. Das brach dem Herrscher das Herz, weshalb er ihr diese riesige Grabstätte erbauen ließ. Die 2. Geschichte, die uns der Guide erzählt hat, ging ein wenig anders. Er meinte, dass das Taj einst der Wohnsitz werden sollte, allerdings starb wie gesagt seine Frau, weshalb sie es nie zu Gesicht bekam.
Es gibt einige Mythen, die sich um diese beiden Geschichten drehen. Der Mogulherrscher soll ein zweites Taj Mahal aus schwarzem Marmor,dass erst aus Belgien hätte importiert werden müssen, auf der gegenüber liegenden Seite geplant. Es sollte eine exakte gespiegelte Kopie des weißen Taj Mahals werden. Da allerdings der Bau des weißen Taj Mahals schon ungeheuer teuer gewesen ist und hier Marmor aus Indien verwendet wurde und nicht erst importiert werden musste, wurde der Herrscher vom Sohn vom Thron gestoßen und im Agra Fort eingeschlossen. Das Taj Mahal ist ein echtes architektonisches Meisterwerk. Alle Seiten sind exakt gleich. Auch der Garten davor ist exakt auf einer Linie mit dem Taj Mahal. In dem weißen Marmor finden sich viele Edelsteine, die zu bunten Verzierungen zusammen gesetzt wurden. Viele verschiedene Stilrichtungen wurden hier durch die vielen verschiedenen Architekten vereint. Es war ein super Gefühl, barfuß über den Marmor zu laufen. In der Mitte befindet sich das Grab von Mumtaz. Schriftzeichen aus schwarzem Marmor beschreiben, was sie für eine großartige Frau gewesen sein muss. Durch die perfekte Architektur klingt eine einzige Stimme, wie ein ganzer Chor. Unser Guide hat nur einen Ton gesungen und dieser ist durch den ganzen Raum geschallt. Es war wahnsinnig interessant. Die Säulen des Hauptgebäudes, also nicht die vier Säulen drum rum, waren mit Zick-Zack-Linien, ebenfalls aus schwarzem Marmor, versehen. Dadurch wird eine optische Täuschung erstellt. Man denkt, dass die Säule sternenförmig nach oben geht. Auch bei den Schriftzeichen, außen am Taj, wurden optische Täuschung ausgenutzt. Wenn man von unten nach oben schreibt, sehen die Buchstaben ja immer kleiner aus, sodass man am Ende, wenn an der höchsten Stelle angekommen ist, nichts mehr erkennen kann. Aus diesem Grund wurden die höheren Schriftzeichen immer größer geschrieben. Dadurch sehen sie überall gleich groß aus und sind alle lesbar.
Um die vier Säulen, in jeder der vier Ecken eine, ranken sich ebenfalls unterschiedliche Mythen. Fakt ist, dass die Säulen etwas nach außen gekippt sind. Unser Guide erzählte uns, dass der Grund, weshalb dies so ist, der sei, dass bei einem Erdbeben die Säulen nach außen und nicht auf das Taj Mahal fallen. Eine gute Theorie, die aber später von einem anderen Guide abgelehnt wurde. Dieser meinte, dass es einen anderen Grund gibt. Jeder kennt das Bild von Gleisen, die vom Fotografen aus weg führen. Je weiter die Schienen weg sind, desto schmaler werden sie. Es sieht aus, als laufen sie am Ende zusammen. Genau den gleichen Effekt würde es bei den Säulen geben. Damit diese aber vom Weiten nicht schief aussehen, habe man die Säulen etwas schief nach außen gebaut. Diese Theorie klingt für mich ebenfalls plausibel. Vielleicht haben die Architekten an beide Sachen gedacht.
In dem Park vor dem Taj haben wir noch einige Fotos gemacht. Auch Lady Diana soll hier Fotos gemacht haben. Am Ende sind wir noch in das Taj Museum gegangen. Das war aber nur mittelmäßig Interessant. Darauf hin ging es dann auch aus dem Taj Mahal heraus und Richtung Agra Fort. Es war auf jeden Fall ein super Erlebnis, das Weltwunder gesehen zu haben.
Mit dem Guide sind wir dann noch in ein Marmor Geschäft gegangen, in dem uns erzählt wurde, wie der Marmor verziert wird.

Unser nächster Stopp war das Agra Fort. Ebenfalls von den Mogulherrschern gebaut erinnerte es mich doch stark an das rote Fort im Delhi. Zufällig bin ich auf eine Rentnergruppe aus den USA (nicht zu verwechseln mit unseren Freunden der NSA) gestoßen, die hier mit ihrem Guide waren. Da musste ich doch gleich mal fragen, ob ich mich denen anschließen darf. Die haben sich mega gefreut und ich hatte einen Guide. Die Mädchen fanden die Idee nicht gut und haben am Anfang ihrer eigenes Ding gemacht. Letztendlich sind sie dann aber doch mitgekommen. Wir hatten auf jeden Fall eine Menge Spaß. Viele der Amis schwärmten vom German Weihnachtsmarkt und Kuckucksuhren :-D
Hier wurde also Shah Jahan unter Hausarrest gestellt. Allerdings war sein Zimmer so angelegt, dass er immer auf das Taj Mahal gucken konnte. Man sagt, dass er so traurig gewesen sei, dass sich in der Nacht des Todes seiner Frau, sein gesamtes Haar grau gefärbt habe und, dass er jeden Tag am Fenster saß und weinte. Als er schließlich starb, wurde er neben seiner Ehefrau im Taj Mahal bestattet.

Danach hatten wir Bärenhunger. Da wir absolut keinen Plan von der Stadt hatten, haben wir einen Rikshafahrer angeheuert. Sophia fand den glaube ich ganz gut. Mir ging er nach kurzer Zeit verdammt auf die Nerven. Er meinte ein super Restaurant zu kennen, zu dem er uns gerne bringen würde. Wir haben eingewilligt und los ging es. Man war das ein siffiges Lokal. Das Essen war auf dem Boden und die Tische waren voll geschmiert. Ich wollte hier auf jeden Fall nicht essen. Damit war die Stimmung mal wieder im Eimer und ich musste mir irgendeine Predigt anhören. Was soll's. Daran bin ich mittlerweile gewöhnt. Dann ging es weiter zu einem anderen Restaurant. Das war besser, aber leider auch teurer. Hier saßen größtenteils Touristen. Als wir fertig waren, meinte der Rikshafahrer, dass er uns noch Fabriken und so weiter zeigen muss. Das gefiel mit persönlichen absolut nicht, weil ich genau weiß, dass die uns da nur hinbringen, um Geld abzusahnen. Auf meine ablehnende Haltung reagierte er verärgert, weshalb es mich noch mehr genervt hat. An der Fabrik angekommen, haben wir erneut einen Vortrag über die Verarbeitung von Marmor bekommen. Der Laden war nicht schlecht und ich habe einen kleinen Taj Mahal gekauft. Natürlich sind die nicht aus indischem, sondern aus italienischem Marmor. Ich glaube es war Speckstein. Aber egal.
Dann wollte uns der Fahrer noch zu einer Schmuckwerkstatt bringen, aber zum Glück haben die Mädchen diesmal auch abgelehnt.
Also ging es zurück zum Taj, wo wir unsere Koffer und Rucksäcke abgegeben haben. Weiter ging es dann durch die chaotische Stadt zum Bahnhof. Dort war dann erstmal Ruhe. Wir haben uns Magazine gekauft und auf unseren Jan Shatabdi Zug nach Jaipur gewartet. Das war Agra! — Auf jeden Fall einen Besuch wert.

2. Station: Jaipur.
Um 20 Uhr war unsere Ankunft in Jaipur. Raus aus dem überfüllten Bahnhof und ab ins Hotel. Direkt am Bahnsteig hat uns gleich ein Rikshafahrer angequatscht, ob er uns fahren kann. Auf die Frage, wie teuer es bis zum Hotel ist meinte er nur: "So viel ihr zahlt". Da war ich natürlich gleich skeptisch. Gerade erst habe ich im Reiseführer von sogenannten Schleppern gelesen. Die bringen einen einfach in ein anderes Hotel oder sonst was. Genau so war es auch, aber auf mich wollte natürlich mal wieder keiner hören. Kriesenstimmung vorprogrammiert. Also Klappe, so weit es geht halten und mitfahren. Nachdem der Fahrer uns einen Knopf an die Backe gelabert hatte, was der ein oder anderen wahrscheinlich aus unserer Gruppe wohl auch gefallen hat, sind wir auf Hotel angekommen. Dem Vorschlag, dass der Typ uns am nächsten Morgen abholt, wurde zweistimmig (letztendlich habe ich auch ja gesagt, um weitere Ärger aus dem Weg zu gehen) zugestimmt. Zu dem Hotel kann man nur sagen, dass es echt klasse war. Die Zimmer waren sauber und der Service war auch gut. Ich hatte ein Einzelzimmer, dass quasi für mich alleine zu teuer war, weil es fast so viel gekostet hat, wie ein Doppelzimmer. Die Mädchen können sich den Preis ja teilen, weshalb das Hotel für die beiden preislich in Ordnung war. An diesem Abend wollte ich dann eigentlich noch mal raus, aber weil die Mädchen müde waren, bin ich dann doch da geblieben. Solveig und ich haben uns Nudeln aufs Zimmer bestellt, die ganz okay waren.
Am nächsten Morgen ging es dann los ein anderes Hotel zu finden. Eigentlich hatte ich schon ein anderes Gefunden, aber da wir ja den "Rikshafahrer" aka. Schlepper gebucht hatten, wurde da natürlich nichts draus. Also hat er natürlich gemeint, dass mein Hotel viel zu weit draußen liegt. 5, 7 oder sogar 10 km. Hauptsache weit. Die Kommentare bei TripAdvisor, das ich immer offen hatte, waren anderer Meinung. Aber ihr wisst, wie es weiter geht. Wir haben... Nein halt. Lieber so: Es wurde lieber auf den Fahrer gehört. Also ging es los zum 1. Hotel. Es war günstiger, als das andere, aber Solveig und mich hat es nicht so überzeugt. Also zum 2. Komischerweise war das teurer und nicht so gut, wie das vom Fahrer bevorzugte Hotel. Wie kommt das bloß. Mir war das vorher schon klar, dass das so laufen wird. Die Bewertungen waren zwar echt nicht schlecht, aber es wahr einfach ungemütlich. Dann kam sogar ein Vorschlag von mir durch, doch mal zum Chitra Katra (ich weiß den Namen immer noch nicht :-D ) zu fahren. Dieses Hotel hat Solveig und mir gefallen. Sophia hat sich schließlich auch angeschlossen. Dann war nur noch die Frage, ob wir das Zimmer mit oder ohne Klimaanlage nehmen. Nach der Diskussion, die mal wieder schlechte Laune verbreitet hat, haben wir dann das AC Zimmer gebucht. Und nach der Woche muss ich sagen: Das war es Wert. Zum Glück haben wir die kleinen Mängel alle mit Humor genommen. Flecken auf den Bettbezügen, Lampen, die nicht funktionieren. Ihr kennt das sicher.
Dann sind wir wieder zu dem Rikshafahrer gegangen. Dieser hat uns dann zu seinem Bruder, Onkel, Vater, oder doch ein anderes Familienmitglied, gebracht. Dort wurde und der Blockdruck erklärt und Kleidung verkauft. Ich habe mir einen maßgeschneiderten Anzug machen lassen. Die Hose ist zwar ein bisschen zu eng, weshalb man meinen Muskeln beim laufen sieht, aber vielleicht kann man das ja ein wenig stretchen. Abends wurden dann die Sachen zum Hotel geliefert. Das ist natürlich ein klasse Service. Danach ging es dann zum Juwelier. Irgendwo im Untergeschoss eines Hauses. Mein erster Gedanke war nur: wo sind wir denn jetzt gelandet. Tatsächlich war unten ein super Laden. Irgendwie waren die Eltern der Fahrers und der Verkäufer Freunde oder so. Der Laden war echt gut. Es gab sogar Nespresso. Also erstmal einen Kaffee geschlürft, bevor es ans Kaufen ging. Der Verkäufer war nett und hilfsbereit. Später kam noch eine andere Touristin in den Laden, mit der wir uns noch unterhalten haben. Als wir dann alle ein wenig, oder auch ein bisschen weniger, Geld dagelassen haben, ging es endlich zurück ins Hotel.
Solli und ich sind dann noch mal raus und haben gleich Leute kennengelernt. Und ich bin so froh, dass das so war. Unser Urlaub war dadurch echt besser. Generell war die Stimmung ab diesem Zeitpunkt deutlich besser.
Alle vier zusammen haben dann Wasser gekauft. Ich habe dann noch schnell eine gemeinsames Dinner auf dem Dachrestaurant (Roof Top Restaurant) vereinbart und so ging der 1. richtige Tag in Jaipur zu Ende. 

Damit es nicht ganz so langweilig wird, kommen jetzt ein paar Fotos. Die anderen Tage folgen jeweils in einem neuen Post. 

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