Mittwoch, 28. August 2013

Der zweite Teil meiner Wanderung

In meinem letzten Post habe ich euch von meiner nicht ganz so erfolgreichen Tour nach Chakrata berichtet. Es war ja erst Mittag, als ich wieder in Dehradun angekommen bin. Deshalb habe ich beschlossen, ein anderes Ziel zu suchen. Nachdem ich das Internet durchforstet habe, kam ich schnell zu einer Entscheidung. Ich wollte den Trecking-Pfad nach Mussoorie ausfindig machen und ihn zumindest anfangen. Startpunkt, so die Internetseite, sei das Ende der Radjpur Road in Radjpur. Also habe ich mich in ein Vikram (eine Art Taxi) gesetzt und bin bis nach Radjpur gefahren. Zufällig hatte dort sogar der Tibetische Tempel geöffnet und ich konnte ihn endlich von innen besichtigen. Zunächst musste ich natürlich meine Schuhe ausziehen. Dann habe ich mich in die Schlange gestellt und bin langsam durch die Mitte des Tempels zum Heiligtum gewandert. Das Oberhaupt hat mich dann "gesegnet" (zumindest glaube ich das) und mich nach meiner Herkunft gefragt. Ich glaube ihn hat es gefreut, dass sogar Deutsche in seinen Tempel kommen.
Danach ging es aber weiter. Weit konnte es eigentlich nicht mehr sein, dachte ich. Bei einem Kiosk habe ich dann mal nachgefragt. "Nehmen sie den Bus. Der fährt bis zum Ashram." Leider kam kein Bus, weshalb ich dann doch den ganzen Weg gelaufen bin. Und der ging Berg auf. Hui das glaubt ihr gar nicht. Ich habe eine Flasche nach der anderen getrunken. Dann passiert das, was mir in Dehradun immer passiert. Ich treffe Ken, den Direktor des Campus. Diesmal war er nicht auf seinem Motorrad, sondern auf seinem Fahrrad unterwegs. Glücklicherweise wusste er wo es lang ging, sodass er mir den Weg beschreiben konnte. Zwischendurch habe ich dann aber doch lieber Anwohner gefragt, damit ich auch wirklich richtig bin.
Irgendwann bin ich dann tatsächlich am Ashram angekommen. Was das genau ist, muss ich noch mal Googeln. Die Leute zeigten nur auf den Platz.
Und dann hieß es für mich loszuwandern. Immer in Richtung Mussoorie. Also immer Berg auf. Mussoorie ist eine Hill Station, was bedeutet, dass es ziemlich hoch im Himalaja liegt. Dann kam auch schon die erste Weggabelung. Wo geht es nun nach Mussoorie? Geradeaus oder rechts? Ich habe mich für die rechte Seite entschieden, weil die Straße sicherer aussah. Natürlich war das der falsche Weg. Dazu kam noch, dass ich bereits zu dieser Zeit vollkommen erschöpft war. Zum Glück standen nun zwei Jugendliche, ein Junge und ein Mädchen (Was die wohl machen .... ;-)  ), an der Gabelung. "Ist das der Weg nach Mussoorie?" Ich zeige auf den anderen Weg. "Nein, nach Mussoorie geht es in die andere Richtung." Das Mädchen zeigt in Richtung Radjpur. Daraufhin habe ich ihr erklärt, dass die Stadt auf die sie zeigt, aber nicht Mussoorie, sondern Radjpur ist. "Hm, richtig," war die Antwort. Was blieb mir also anderes übrig, als den scheinbar falschen Weg, der weiter ins Gebirge führt, einzuschlagen. Die Sonne wurde mit der Zeit auch immer intensiver, was das Wandern auch nicht gerade einfacher machte. Auf dem ersten Bergkamm habe ich zwei indische Frauen getroffen. Sie waren dabei bestimmte Pflanzen für ihre Kühe zu sammeln, machten aber gerade eine Pause unter einem Busche. Deshalb habe ich mich entschlossen mich zu ihnen zu setzen und ein kleines Pläuschchen zu halten. Sie sprachen kein Englisch und ich kein Hindi, was es teilweise doch echt kompliziert machte, aber im Groben und Ganzen haben wir uns alle verstanden. Sie konnten mir sogar erklären, dass der Weg zu weit sei, und ich lieber den Bus nehmen soll, weil dieser direkt nach Mussoorie geht. Dann habe ich mich dazu entschieden meine Tour an dieser Stelle zu beenden. Auch die Frauen machten sich wieder an die Arbeit. Hm, irgendwie war ich aber noch nicht zufrieden. Und es war auch zeitlich noch zu früh, um nach Hause zu fahren. Also bin ich doch weiter gelaufen. Die Pausen wurden jetzt aber häufiger, weil es einfach stetig bergauf ging. Nur die Aussicht hat mich am Aufhören gehindert. Dann habe ich zwei andere Wanderer getroffen. Das Ehepaar war auch dabei ein wenig zu wandern. Ob ich auf dem Richtigen Weg nach Mussoorie war, wussten sie aber auch nicht. Also ging es unwissend weiter den Berg hinauf. Je höher ich kam, desto besser wurde die Aussicht. Unter mir lief ein Fluss entlang. Das Ehepaar habe ich bereits weit hinter mir gelassen und je weiter ich in das Gebirge hinein kam, desto mehr sah es aus wie im Urwald. Traumhaft! Die Schmetterlinge und Vögel waren so unglaublich bunt. Dazu noch die Geräusche des Waldes. Endlich ein Ort, an dem man den Lärm der Stadt nicht hört. Nur der Weg schien nie aufzuhören. Dann kam meine letzte Pause. Zum ersten Mal habe ich mein Handy heraus geholt, um zu gucken, wo ich überhaupt bin und wie weit es noch bis Mussoorie ist. Zum Umkehren war es zu diesem Zeitpunkt eigentlich schon zu spät. Mein Handy konnte mir leider nicht sagen, wo ich mich befunden habe, weshalb ich ein wenig die Rübe genossen habe, bevor ich mich wieder auf den Weg gemacht habe. Und dann kam endlich ein Dorf. Sofort habe ich mich bei den Kindern erkundigt, wie weit es noch sei. Die Antwort, dass ich noch 7 Kilometer laufen müsse, klang für mich zu diesem Zeitpunkt echt gut. Nur noch 2 Stunden, juhei! Das Problem war nur, dass die nächste Person im nächsten Dorf, das gefühlt Ewigkeiten entfernt lag auch gesagt hat, dass Mussoorie noch 7 Kilometer entfernt sei. Aber immerhin gab es einen Shop, bei dem ich etwas zum Trinken kaufen konnte. Und dann kam die Erlösung. Von hinten hörte ich nur ein Hupen. Dann habe ich mich umgedreht und tatsächlich kam dort ein Ambassador Taxi den Berg hinauf. "Was kostet es?" "50 Rupien." Für den Preis, der weit unter einem Euro liegt, bin ich sofort eingestiegen. Übrigens meinte der Fahrer, dass es noch 10 Kilometer bis nach Mussoorie sein. Und mal wieder ist was unglaubliches passiert. Die Leute im Taxi waren Studenten, die regelmäßig nach Mussoorie oder zurück wandern. Mit denen bin ich dann später noch ein wenig durch Mussoorie gelaufen. Wir hatten echt viel Spaß. Wir haben dann noch Samosas (mit Kartoffeln gefüllte Teigtaschen) gegessen und ich habe Lichi Beer probiert. Das ist natürlich kein echtes Bier, sondern nur Limonade. Dann sind wir gemeinsam wieder zurück nach Dehradun gelaufen. Wir haben aber zu viele Pausen gemacht, weshalb ich dann irgendwann keine Lust mehr hatte und alleine weiter gelaufen bin. Interessanterweise haben sich jetzt überall auf den Hügeln die Jugendlichen zum Feiern getroffen. Wäre ich nicht gewandert, hätte ich diese Seite Indiens nie kennengelernt. Den weg nach Radjpur habe ich leider falsch gewählt, weshalb ich ewig gelaufen bin. Mittlerweile war es auch schon dunkel und ich wollte nur noch nach Hause. Wieder bin ich in ein Vikram Richtung Clock Tower in Dehradun eingestiegen. Leider wurde ich rausgeworfen, weil mehr Leute nach Ratjpur, als zum Clock Tower, wollten. Jetzt musste ich nur noch einen Bus nach Prem Nagar bekommen. Klingt einfach, ist es aber nicht. Zu dieser Zeit wollen nämlich alle zurück. Aber ein wenig habe in Indien schon gelernt. Wenn du nicht drängelst, oder deinen Willen durchsetzt, dann kommst du zu nichts. Also schnell rein in den Bus, bevor die Anderen es machen. In Prem Nagar fuhr dann leider kein Minibus und auch kein Vikram mehr nach Selaqui, weshalb ich auf den Bus warten musste. Da ich nicht weiß, wann diese fahren, habe ich einfach mal einen Vikram Fahrer gefragt. Die Antwort "On Monday" hat mich dann doch etwas erschrocken. Schließlich kam der Bus doch. Übrigens hat es während der Busfahrt nach Prem Nagar richtig heftig geschüttet. Zum Glück hat der Monsun aber aufgehört, als ich ausgestiegen bin. In Selaqui angekommen, musste ich dann nur noch zurück zur Shishya laufen. Völlig erschöpft bin ich dann endlich angekommen. Was für ein Tag. Mehr ging nicht. Sogar am nächsten Tag war ich noch fertig :)
 











1 Kommentar:

  1. Beim Lesen kann man die Anstrengungen richtig nachempfinden. Vielleicht hättest Du doch mit den Studenten weiter wandern sollen. Wie gerne wäre ich dabei gewesen! Gruß Papa :)

    AntwortenLöschen

Wetterkarte wird geladen
Wetter Indien
Aktuelles Wetter auf www.wetter.de